Graduate School for East and Southeast European Studies
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Kateřina Čapková (Prag)

Zuflucht für Prominente. Die Tschechoslowakei und ihre Flüchtlinge aus NS-Deutschland und Österreich

08.01.2015 19:00  – 20:00 

Die Tschechoslowakei wird immer wieder als ein Musterland beschrieben, das den Flüchtlingen aus NS-Deutschland eine fast ideale Zuflucht bot. Dieses Bild von der Tschechoslowakei ist ein Produkt von langgehegter Staatspropaganda und von der Tatsache, dass sich die Historiker bisher nur auf die Elite unter den Flüchtlingen konzentriert haben. Ein Blick auf die Situation der "durchschnittlichen" Flüchtlinge kompliziert grundsätzlich das Image von der Tschechoslowakei als Zufluchtsland.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Museum Kunstforum Ostdeutsche Galerie
Die aktuelle Ausstellung „Oskar Kokoschka und die Prager Kulturszene“ im Kunstforum Ostdeutsche Galerie führt den Besucher in das Prag der zweiten Hälfte der 1930er Jahre. Die Hauptstadt der Tschechoslowakei stellte vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Expansionsbewegung und ihrer restriktiven Kulturpolitik für viele deutschsprachige Intellektuelle in dieser Zeit einen Ort des Rückzugs und des Austauschs dar. In Ihrem Vortrag am Donnerstag, 8. Januar 2015, um 19 Uhr zeigt die Historikerin Mgr. Kateřina Čapková PhD die Kehrseite der Medaille, denn nicht alle Emigranten hatten das Glück, ohne Probleme aufgenommen zu werden.

Die Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit wird sowohl im öffentlichen Diskurs als auch weitgehend in der Fachliteratur als ein einzigartiger Zufluchtsort für Flüchtlinge aus NS-Deutschland und später auch aus Österreich angesehen. Mgr. Kateřina Čapková PhD belegt anhand von Archivquellen, dass die tschechoslowakischen Behörden und die politische sowie kulturelle Elite der Tschechoslowakei nur eine sehr kleine und elitäre Gruppe so großzügig empfing. Die Mehrheit der Flüchtlinge (meistens aus jüdischen Familien) hatte hingegen in der Tschechoslowakei massive Probleme mit Blick auf die Legalisierung ihres Aufenthaltes und litt unter materieller Not.

In ihrem Vortrag am 8. Januar 2015 um 19 Uhr fasst die Historikerin Mgr. Kateřina Čapková PhD ihre Forschungsergebnisse zu diesem Thema zusammen. Sie hat Material sowohl staatlicher als auch privater Herkunft in mehreren Ländern gesichtet und ausgewertet, u. a. Memoiren von Emigranten und Akten der Flüchtlingsorganisationen. Der Vortrag wird dank der Förderung durch die Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien der LMU München und der Universität Regensburg ermöglicht.

Mgr. Kateřina Čapková PhD ist seit 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehört neben der Flüchtlings- und Emigrantenproblematik die Geschichte der Juden im 19. und 20. Jahrhundert in Mittel- und Osteuropa sowie der konfessionellen Minderheiten im 19. und 20. Jahrhundert. Im Rahmen dieser Themen beteiligt sie sich an zahlreichen Forschungsprojekten und ist als Dozentin an der Karlsuniversität Prag tätig.

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