Graduate School for East and Southeast European Studies
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Gabriella Schubert (Jena)

Die Ungarn in Europa. Selbstverortung im Wandel der Zeiten

26.06.2019 18:00  – 20:00 

Gabriella Schubert, geboren und aufgewachsen in Budapest, promovierte und habilitierte an der Freien Universität Berlin. Nach langjähriger Tätigkeit an der Freien Universität Berlin wurde sie an die Universität Jena berufen, wo sie bis 2012 als Professorin für Südslawistik und Südosteuropastudien tätig war. Sie ist Mitglied der Ungarischen und der Serbischen Akademie der Wissenschaft und u. a. Mitglied des Präsidiums der Südosteuropa-Gesellschaft, München.

In einer Zeit, in der die öffentliche Berichterstattung über Ungarn emotionell aufgeladen ist, möchte die Referentin ein differenziertes Bild über die Ungarn vermitteln und verstehen-des Interesse für sie wecken.

Prof. em. Dr. phil. Gabriella Schubert,geboren und aufgewachsen in Budapest, promovierte und habilitierte an der Freien Universität Berlin. Nach langjähriger Tätigkeit an der Freien Universität Berlin wurde sie an die Universität Jena berufen, wo sie bis 2012 als Professorin für Südslawistik und Südosteuropastudien tätig war. Sie ist Mitglied der Ungarischen und der Serbischen Akademie der Wissenschaft und u. a. Mitglied des Präsidiums der Südosteuropa-Gesellschaft, München. Nach Erscheinen des Bandes „Was ist ein Ungar? Selbstverortung im Wandel der Zeiten“ (2017, Harrassowitz Verlag) arbeitet sie gegenwärtig an einer ungarischen Kulturgeschichte in deutscher Sprache.

Im Herzen Europas ansässig, führen die Ungarn nach Herkunft und Sprache in ihrem engeren und weiteren Umkreis eine Art Inseldasein. Ringsum sprechen ihre Nachbarn eine zur Indogermania gehörige Sprache; sie selbst bedienen sich eines finnisch-ugrischen Idioms. Diese besondere Position prägte und prägt ihr Selbstverständnis, das sich aus zwei gegensätzlichen Vorstellungskomplexen konstituiert: Einerseits begreifen sie sich als „Volk des Ostens“, andererseits als die östlichsten Repräsentanten westlich-christlicher Kultur in Südosteuropa. Auch für andere Ethnien in Europa bilden „Ost“ und „West“ alternative Daseinskonzepte in der Weise, dass der Westen für Modernisierung und Progressivität, der Osten für Traditionsbewahrung und Beharren am Althergebrachten steht. Die Ungarn aber assoziieren den Osten darüber hinaus mit ihrer östlich-nomadischen Herkunft und ihrer Sprache.

Bei der Konzeptualisierung ihrer nationalen Identität schöpften die Ungarn, je nach politischen und soziokulturellen Gegebenheiten, mal aus der einen, mal aus der anderen Quelle. Diese Dualität führte zu einer Art gespaltenem Kollektivbewusstsein, das indes nicht pathologische, sondern adaptive Formen angenommen hat und ihnen im Laufe der Geschichte, in Umbruchzeiten, immer wieder eine Alternative offenhielt.

Wann: Mittwoch, 26. Juni 2019, 18:00 Uhr

Wo: WiOS, Landshuter Str. 4, Raum 017 (EG)

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