Graduate School for East and Southeast European Studies
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Efrat Gal-Ed (Düsseldorf)

"Literaturland ›Jiddisch‹"

05.11.2020

Am 5. November 2020 heißen wir gemeinsam mit dem Leibniz WissenschaftsCampus (LWC) Efrat Gal-Ed in unserem Regensburger Forschungskolloquium willkommen. Sie wird einen Vortrag via ZOOM zum Thema "Literaturland ›Jiddisch‹" halten.

Abstract:
Eine wichtige Antwort auf die Erschütterungen der jüdischen Lebenswelt durch den Ersten Weltkrieg war das Projekt der jiddischen Moderne. Hauptakteure der Gestaltung dieses Gegenentwurfs zu den bestehenden Verhältnissen waren die Schriftsteller; die Hauptrolle spielte die entstehende jiddische Literatur. Diese Minoritätsliteratur entfaltete sich weltweit quer durch die verschiedenen Nationalstaaten hindurch und im ständigen Kontakt mit den sie umgebenden Mehrheitskulturen. Wo sie existierte, war sie fremd, geprägt von der Spannung zwischen kultureller Differenz und transkulturellem Selbstverständnis der Autoren. Jiddisch-modernistische ästhetische Programme zeugen von der Bindung an Werte und Modelle der europäischen Moderne und zielten auf die Zugehörigkeit zur Weltliteratur. Doch dazu bedurfte es einer externen Stärkung, der Anerkennung der ›kleinen Literatur‹ durch eine europäische Institution. Dies geschah, als 1927 die staatenlose jiddische Literatur Mitglied des Internationalen PEN-Clubs wurde. Von da an begannen jiddische Autoren ihren geographisch fragmentierten Kulturraum und die jiddische Literatur mit ihren Zentren in Warschau, Wilna, Kiew, Moskau und New York als ein Literaturland aufzufassen; es entstand ›das Land Jiddisch‹.
In meinem Vortrag wird der Diskurs jiddischer Intellektueller um die Fragmentierung ihres Literaturraums rekonstruiert, in dem das kosmopolitische Kulturprojekt entstand, das ursprünglich ›das Land Jiddisch‹ und später ›Jiddischland‹ genannt wurde: die Wortrepublik, welche Jiddischsprechende über Literatur und Kunst weltweit vereinte.

Zur Person:
Efrat Gal-Ed, geboren 1956 in Tiberias, Israel, studierte Judaistik, Germanistik und Komparatistik sowie Malerei und promovierte in Jiddistik. Sie lebt als Malerin und Autorin in Köln und lehrt jiddische Literatur und Kultur an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Moderation:
Sabine Koller, Professorin für Slavisch-Jüdische Studien an der Universität Regensburg

Kooperation:
Leibniz-WissenschaftsCampus

Zeit: Donnerstag, 5. November 2020, 16 Uhr c.t.

Via ZOOM: https://uni-regensburg.zoom.us/j/99164259779, Meeting-ID: 991 6425 9779