Graduate School for East and Southeast European Studies
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The Holy See's Silence During the Holocaust

Martin Schulze Wessel interviewed by the Polish-speaking department of Deutsche Welle

04.06.2019

Could or should the Holy See have acted differently towards Nazi Germany? The Polish-speaking department of Deutsche Welle spoke with Professor Dr Martin Schulze Wessel, Chair of East and Southeast European History at LMU Munich and speaker of the Graduate School, about the politics of Pope Pius XI and his successor Pius XII.

+ + + Deutsche Zusammenfassung nachstehend + + +

Schulze Wessel called the “Reichskonkordat”, a treaty signed in 1933 by the Holy See and Nazi Germany a wrong decision from today’s point of view and a problematic decision at that time since it raised the diplomatic rank of the Third Reich. The rhetoric the NSDAP had used during the previous election campaigns and Hitler’s “Mein Kampf” should have troubled the Church Hierarchy that hoped to maintain its independence. In 1937 Pope Pius XI issued an encyclical written in German called “Mit brennender Sorge” (“With burning concern”). For Martin Schulze Wessel, this was an important, but nevertheless belated signal. The policy of his successor, Pope Pius XII was–according to the German historian–astonishingly reticent and discouraged. Given the fact that already a considerable high number of priests were arrested in concentration camps such as Dachau, the pope might have been afraid that persecutions could become even worse. Historians will learn more about Pope Pius XII’s motives and scopes when the Vatican unseals the pontificate’s archives in 2020, to which Martin Schulze Wessel believes research is only at its beginning.

To read the interview (in Polish language only), click here.

Hätte sich der Vatikan anders gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland verhalten können und sollen? Über diese schon seit langem kontrovers diskutierte Frage sprach die polnischsprachige Abteilung der Deutschen Welle mit Dr. Martin Schulze Wessel, Professor für die Geschichte Ost- und Südosteuropas und Münchner Sprecher der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien.

Das 1933 zwischen dem Heiligen Stuhl und NS-Deutschland geschlossene Reichskonkordat bezeichnet Schulze Wessel als aus heutiger Sicht falsche, aus damaliger Sicht verständliche, aber problematische Entscheidung, die das Dritte Reiche außenpolitisch aufgewertet habe. Schon aufgrund der Wahlkampfrhetorik der NSDAP hätte die katholische Kirche, die um ihre Eigenständigkeit und um ihre geistlichen Belange besorgt war, gewarnt sein müssen. Die von Pius XI. 1937 in deutscher Sprache verfasste Enzyklika „Mit brennender Sorge“ sieht der Historiker als „wichtiges Signal“, welches aber zu spät erfolgt sei. Die Politik seines Nachfolgers Papst Pius XII. bezeichnet Schulze Wessel als erstaunlich zurückhaltend und unentschlossen. Zugleich erinnerte Schulze Wessel an Einzelpersonen wie den Münsteraner Bischof Clemens August Graf Galen, die sich offen gegen die Nationalsozialisten aussprachen sowie an die zahlreichen in Konzentrationslagern wie Dachau internierten Priester. Die Angst vor weiteren Verfolgungen mag ein Grund für das zögerliche Verhalten von Pius XII. gewesen sein. Neue Erkenntnisse und eine kritische Aufarbeitung erhofft Schulze Wessel sich von der im kommenden Jahr vorgesehenen Öffnung der Archive zur Amtszeit von Pius XII. Die wissenschaftliche Diskussion habe gerade erst begonnen, so Schulze Wessel.

Um das Interview nachzuhören (in polnischer Sprache), klicken Sie hier.

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