Slata Kozakova: Der Mann im Untergrund — Vol. 23
Slata Kozakova: Der Mann im Untergrund. Zu einem Männlichkeitstypus in der russischen Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Schnittstellen. Studien zum östlichen und südöstlichen Europa — Band 23
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2022
Die Arbeit konstituiert einen Mannlichkeitstypus in der russischen Literatur der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts und verfolgt dessen Entwicklung von mitleidserregenden, insektenartigen Figuren (Gogol's Der Mantel, Cechovs Der Mann im Futteral, Andreevs Am Fenster) zu selbstbewussten Mordern (Dostoevskijs Die Sanfte, Tolstojs Kreutzersonate, Tolstajas Wessen Schuld, Andreevs Im Nebel). Eine zentrale Stellung nimmt dabei Dostoevskijs Untergrundmensch (Aufzeichnungen aus dem Untergrund) ein, dessen Variationen sich durch zahlreiche Texte der Zeit ziehen. Die Studie zeigt, welche Rolle die pathologische Einsamkeit der Figuren auf der narrativen Ebene spielt, und welche Funktion dabei Geschlechterverhaltnisse und sozialhistorische Rangordnungen einnehmen. Methodisch orientiert sie sich an den Geschlechter- und Mannlichkeitsstudien des Poststrukturalismus. Die Analyse der Texte zeigt die Hilflosigkeit eines einsamen, verunsicherten mannlichen Subjekts auf, das gegen eine gesellschaftliche Ordnung rebelliert.
Dr. Slata Kozakova ist Literaturwissenschaftlerin (Promotion an Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropäische Studien OSES bzw. am Institut für Slavische Philologie der LMU München) und Schriftstellerin (als Slata Roschal).
1. Auflage 2022
213 Seiten, mit 8 Grafiken, gebunden
ISBN 978-3-525-36769-8